Das Birkwild reagiert sensibel auf Störungen und im Wissen darum agiere ich jeweils sehr vorsichtig und fotografiere immer aus einem Tarnzelt. Ich bin einige Stunden vor dem Einflug der Hühner vor Ort, meistens sogar am Vorabend und übernachte dann im Tarnzelt. Mit diesem Vorgehen konnte ich bislang keine Störung der Balz feststellen, und die Hähne sind dann meistens einige Stunden vor meinem Zelt.
Die Ausflüge zur Birkhahnbalz waren jeweils recht anspruchsvoll. Ich hatte mir Plätze ausgesucht, welche weitab von Bergstrassen liegen und einen ca. zweistündigen Fussmarsch benötigen. Mit der Fotoausrüstung, Tarnzelt, Schlafsack, Essen und Getränken kommt dann ca. 20kg Gepäck zusammen, welches auch mit sollte – also eine ziemliche Schufterei.
Noch bei völliger Dunkelheit ging’s dann meistens die Balz los – oder auch nicht – ich hörte Hähne einfliegen und einige Minuten später ertönte der erste Balzgesang – eigentlich ein Zischen und Gurren. Weitere Hühner stimmten ein und die Balz begann. Bis ich fotografieren konnte vergingen dann ca. 2 Stunden, solange bis endlich genug Licht des beginnenden Tages die Balzarena erhellte. In den frühen Morgenstunden danach schwächte sich jeweils die Balz ab und die Hähne flogen ab – mal einzeln, mal in ganzen Gruppen. Mit einem breiten Grinsen krabbelte ich dann aus dem Tarnzelt und machte mich auch davon.
Bei einem dieser Ausflüge hatte ich ein sehr intensives Naturerlebnis – hier im Zeitraffer: Aufstieg am Vorabend bei Sonnenschein – Einrichten für die Nacht – Gewitter in der Nacht – fluchtartiger Abstieg mit minimalem Gepäck – verirrt in Dunkelheit und Nebel – Temperatursturz – kurze Ratlosigkeit – Wiederaufstieg in bekanntes Gebiet – zurückgelassenes Zelt suchen – ausharren bis zum Morgengrauen – bei Tagesanbruch Rückmarsch im Schneematsch und bei dichtem Nebel. Danach war ich leicht unterkühlt, erschöpft aber um eine grosse Erfahrung reicher.